Beziehungen

Mit unseren Glaubensschwestern im Tal unterwegs sein

Die reformierte Tradition landeskirchlicher Prägung schätze ich als Pfarrerin dieses Tales sehr, aber ich habe auch grosse Achtung vor und Wertschätzung für die monastische Glaubens-und Lebensart der Benediktinerinnen, die in Müstair im Kloster "San Jon" den Rhythmus von Gebet und Arbeit vorleben. Vielleicht weil ich eine Frau bin, ist mir die Pflege des Kontaktes zur Priorin wichtig, welche mich im Vorfeld der grossen kirchlichen Feste stets mit anteilnehmender Aufmerksamkeit empfängt. Ich bin dankbar dafür, dass die Schwestern im Gebet auch an uns denken, und dass wir etwa anlässlich der Museumsnacht die Möglichkeit haben, auch nach aussen sichtbar Oekumene zu leben. 

   






Kloster St. Johann in Müstair: Das Regal erklingt

Engadiner Wiezel-Handschrift von 1616: Ballet  
(Handschrift aus der Biblioteca Planta in Samedan)
Ausführender: Hansjörg Stalder, Regal

Copyright: 1999, Pravenda evangelica, CH-7536 Sta. Maria 

Zusammenarbeit mit der katholischen Kirchgemeinde unseres Tales

Pader Matthias Rey, der Vorstand, die Mitarbeitenden und die Mitglieder unserer katholischen Schwestergemeinde legen ebenfalls einen grossen Wert auf die ökumenische Zusammenarbeit mit uns Reformierten, was für unser Tal sehr wichtig ist und worauf ich als reformierte Pfarrerin auch angewiesen bin. Anlässe hierfür bietet das Kirchenjahr reichlich: so feiern wir natürlich die "Woche der Einheit der Christen" mit zwei gemeinsamen Gottesdiensten; die Suppentage in der Fastenzeit, wenn diese denn coronabedingt wieder werden stattfinden können im kommenden Jahr organisieren wir gemeinsam; an den Mittagessen "55plus" nehmen alle gerne teil, auch die beiden Pfarrpersonen; der Alp-Gottesdienst wird dieses Jahr ökumenisch sein, und, wenn wir das weitherum bekannte Erntedankfest denn wieder werden feiern können, werde ich erstmals auch unseren Kollegen der neuapostolischen Gemeinde dazu einladen, den Gottesdienst mitzugestalten. Dies sind einige Möglichkeiten, Ökumene sichtbar zu leben.


Kulturhistorische und geographische Einheit über die Landesgrenze hinaus

Wie sehr Taufers nicht nur geographisch, sondern auch kulturhistorisch zu unserem Tal zählt, zeigen die acht Kirchen und Kapellen und die Darstellung von Heiligen an Hausfassaden. Im Folgenden die für mich eindrücklichsten Beispiele:  

1. Fotoreihe: 1. Pfarrkirche St. Blasius, 1665. 2. Die Auferstehung der Toten (Ezechiel 37); 3. Verhüllung des Kreuzes in der liturgischen Farbe, während der Fastenzeit bis Karsamstag; 4. Die Ruine Rotund und die Burgruine Reichenberg. 5. Der Blick ins Südtirol  

2. Fotoreihe: 1. Dorfkirche St. Nikolaus, 14Jh. 2. Beschreibung der Darstellung des Freskos unter dem Altar. 3. Fresko unter dem Altar: St. Nikolaus und die drei Schwestern 4. Die Geburtsgeschichte Jesu, oberes Stockwerk  

3. Fotoreihe: 1. Ehemalige Hospiz-Kirche St. Johann, frühes 13.Jh. 2. Äussere Nordwand: Christophorus-Fresko, um 1220. Christophorus ist der Beschützer der Pilger und möge die Menschen, die viele Tage und Wochen und Monate unterwegs sind durch unwegsames Gelände, bewahren vor plötzlichem Tod.
3. Detailansicht des Freskos: besonders daran ist, dass hier der Christophorus Christus auf dem Arm trägt und dass währenddessen sein Wanderstab sich verwandelt in einen Datteltragenden Zweig! 4. Äussere Südwand: Tuffsteinbecken, Besonderheit: der Ablauf führt schräg von aussen ins Innere der Kirche, in die Sakristei. 5. Rest eines Kreuzigungs-Freskos aus dem 14.Jh. 6. Enthauptung Johannes des Täufers, gotisches Fresko, 1385,  in der Bogenlaibung des oberen Stockwerks der Vorhalle.  7. Die Taufe Christi im Jordan, romanisches Fresko zwischen 1220 und 1230, Chorraum, Südwand. Dieses und die folgenden Fresken, insbesondere das tiefe Blau in der Ausmalung des Chorgewölbes, weisen Züge der Byzantinischen Mosaikkunst auf. 8. Christus zwischen Maria und Johannes der Täufer, gemalt im Zentrum der Kirche, im Scheitelpunkt des Chorgewölbes. Dass Johannes der Täufer hier "in den Himmel gehoben wurde und zur rechten Gottes sitzt"- diese Darstellung ist aussergewöhnlich im Alpenraum. 9. Das Chorgewölbe. 10. Detailansicht des Chorgewölbes: Schreiben des Evangeliums.  


Christophorus- Darstellungen

Christophorus-Darstellungen

Der Name Christophorus bedeutet: "derjenige, der Christus (in seinem Herzen) trägt".... So kommt es im 12. Jh. zu einer Wortillustration des Namen Christophorus und man stellte ihn mit dem stehenden oder sitzenden Christus auf der linken Brustseite dar. (S.7).....

Auf den meisten Bildern des 12. bis 14. Jh. trägt er kein Kind auf den Schultern, sondern einen erwachsenen Mann auf seinem Arm, denn die Übersetzung seines Namens bezieht sich auf das Tragen des Heilandes und nicht auf das Christuskind. (S.16)....

Der Dienst für die Wanderer am gefährlichen Fluss und der verheissene Schutz vor plötzlichem Tod liessen Christophorus zum Patron der Reisenden werden. Im Mittelalter entstanden an Handelsstrassen, Pilgerwegen, Flussübergängen und Passstrassen, Hospize von Bruderschaften des Heiligen Christophorus, die sein Bild gut sichtbar an die Wände malen liessen. (S.69)

Taufers, St. Johann: Der 5,80m grosse Christophorus wurde im 13.Jh. an die Nordwand der Kirchenvorhalle gemalt, an der Seite, die der heute vorbeiführenden Strasse abgewandt ist. In früherer Zeit ging der Weg, der zum Uebergang ins Engadin und auf den Weg übers Wormser Joch ins Veltlin führte, nördlich des Gotteshauses vorbei. So hatten die Passierenden die Möglichkeit, einen Blick auf den Heiligen zu werfen, bevor sie ihren anstrengenden Weg begannen."(S.81)

Wörtlich zitiert aus online-Version: "Standorte und Funktion von Christophorusfiguren im Mittelalter. Arbeit zur Erlangung des Grades eines Magister Artium, Verfasserin: Yvonne Bittmann, Kunsthistorisches Institut, Philosophisch-Historische Fakultät, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, 2003."

Die Pfarrhäuser

Die Kirchgemeinde besitzt zwei Pfarrhäuser, eines in Sta. Maria und eines in Fuldera. Letzteres hat sie, seit der Fusion, in drei Wohnungen unterteilt, in denen eine junge Familie und je eine Einzelperson leben, den Saal im Erdgeschoss aber für die Durchführung eigener Veranstaltungen behalten. Die amtierende Pfarrperson darf das altehrwürdige Pfarrhaus an der Sassabinghel 31 in Sta. Maria bewohnen, für einen im ganzen Kanton identischen und in unserer Kirchenverfassung festgelegten Mietzins.

 

Das Pfarrhaus in Sta. Maria

Das Pfarrhaus in Sta. Maria

In früherer Zeit befand sich das reformierte Pfarrhaus in Sta. Maria gegenüber dem katholischen, beim unteren Eingang zu Friedhof und Kirche (Nr .105a).

Als der Zuckerbäcker Nicolaus Manatschal (1818-1884) aus Warschau zurück ins Tal kam, kaufte er in Sta. Maria das Haus Sassabinghel 31 und veranlasste, es aufwändig zu renovieren: in der Stüva liess er aus kostbarem Nussbaum ein grosses Buffet anfertigen und in demselben Holz ein Medaillon in die Stubendecke einlassen. Darauf wurde das Familienwappen in den entsprechenden Farben gemalt, das Datum des Hauskaufes 1865, sowie seine eigenen Initialen und die seiner Frau Chatrina Manatschal, geborene Binna (1825-1907). Chatrina Manatschal war in 38. Generation eine Nachkommin Karls des Grossen und die Schwester der schönen Mengia Binna (1834-1852, in Marmor dargestellt auf dem 3. Grabstein an der Friedhofsmauer gleich rechts vom Eingang). Leider blieben sie und ihr Mann kinderlos. Chatrina Manatschal-Binna schenkte 1907 ihr Haus der reformierten Kirchgemeinde Sta. Maria, mit welcher sie sich sehr verbunden fühlte.

Seitdem gehört das Haus der reformierten Kirchgemeinde, und die Pfarrpersonen haben bis heute die Ehre, darin wohnen zu dürfen.